Wiki / Bodhidharma
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Daruma-Puppe in Form eines Okiagari-koboshi |
Die endgültige Wahrheit liegt jenseits von Worten. Doktrinen sind Wörter. Sie sind nicht der Weg.
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Ein Sutra über das Leben eines Weisen
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Siehe auch: ► Bodhidarma |
Bodhidharmas Vorbereitung in Indien
Im Jahre 495 n. Chr. kam ein indischer Mönch Namens Ba Tuo ins Herz von China und ihm zu Ehren wurde in der Provinz Henan das Shaolin-Kloster errichtet, dessen erster Abt er wurde. Der Bau des Tempels begann unter Kaiser Wudi (439-
493), um nach drei Jahren unermüdlichen Bauens Tag und Nacht unter Kaiser Mingdi (447-498) fertiggestellt zu werden.
Zur selben Zeit lebte in Indien ein Prinz namens Bodhidharma. Er war der jüngste Sohn des Königs Sugundhas. Seine beiden älteren Brüder waren sehr eifersüchtig auf Bodhidharmas Intelligenz und befürchteten, dass ihr Vater ihrem Bruder
das Königreich übertragen würde. Unentwegt sprachen sie schlecht über ihn und versuchten auch mehrmals, ihn zu er-
morden. Da Bodhidharma ein günstiges Karma hatte, schlugen ihre Anschläge auf sein Leben fehl.
Bodhidarma war an weltlicher Herrschaft nicht interessiert, sondern bemüht, das Maß an Frieden zu erhöhen und Eintracht
zu verbreiten. Er hatte sich entschlossen, den Wunsch seines verstorbenen Meisters, der ihn in die Lehre des Buddha ein-
gewiesen hatte, zu befolgen. Sein Lehrer hatte ihm empfohlen, nach China zu ziehen.
Im Jahre 527 n. Chr. erreichte er die Provinz Kanton in China, wo man ihn Da Mo nannte. Kurz nach seiner Ankunft begeg-
nete Da Mo einer stattlichen Gruppe von Menschen, die erfahren wollte, welche Erkenntnisse der indische Weise zu bieten
habe. Statt ihnen gesprochenen Unterricht zu geben, setzte er sich im Lotussitz auf den Boden und begann zu meditieren.
Während seiner Meditation stellten einige der Anwesenden ihm Fragen, die er unbeantwortet ließ.
Einige Stunden später stand Da Mo auf und entfernte sich schweigend.
Seine Meditation hatte bei den Menschen unterschiedliche Reaktionen ausgelöst:
über Da Mos ungewöhnliches Vorgehen und sein Schweigen.
Diese Begegnung mit der Menschenmenge trug dazu bei, die Bekanntheit von Da Mo noch zu steigern. So kam es, dass Kaiser Liang des südli-
chen Königreichs Chinas Da Mo befragte, ob er ein guter Kaiser sei, wo
er doch so viele gute Werke für seine Untertanen getan habe. Zur Überra-
schung des Kaisers verneinte Da Mo das. Auch des Kaisers nachfolgende Frage, ob es Buddha gäbe, beschied der Weise abschlägig, womit er den Geisteszustand des Herrschers spiegelte.
Da Mos Antworten erzürnten den Kaiser, der deshalb seinem Gast befahl, unverzüglich zu gehen. Dieser stand auf, lächelte und verließ den kaiserlichen Palast.
Ein Mönch namens Shin Huang, der zuvor als General viele Menschen in Schlachten getötet hatte, hielt eine öffentliche Rede, bei der auch Da Mo anwesend war. Bei manchen Aussagen Shin Huangs nickte Da Mo zustimmend, während er bei anderen ablehnend den Kopf schüttelte. Nach einiger Zeit reagierte Shin Huang ziemlich entgeistert. Er begann sich zu wundern, wer denn dieser fremde Mönch sei, der es wagte, sich ihm zu widersetzen?
Als Shin Huang vor Zorn schäumte, zielte er mit seiner Gebetskette auf Da Mos Gesicht. Dabei schlug er ihm mit zwei Perlen die beiden oberen Schneidezähne aus. Shin Huang, der ihn durch seinen Akt der Gewalt herausfordern wollte, sah verwundert, dass der stark blutetende Da Mo aufstand, lächelte und ohne ein Wort zu sagen den Ort verließ. Nun war Shin Huangs Interesse an diesem Mann erst recht geweckt. Also beschloss er, ihm zu folgen.
Da Mo wanderte bis zum Fluss Jangtse, der den nördlichen und den südlichen Teil des Königreich Chinas trennte. Am Ufer saß eine alte Frau, die Bambusschilf schnitt. Neben ihr lag ein Bündel Schilfstengel. Da Mo ging auf sie zu und bat sie freund-
lich um ein einzelnes Bambusrohr, um damit über den Fluss zu gelangen. Sie reichte es ihm. Er legte es aufs Wasser, stellte
sich darauf und wurde durch die Kraft seines Chis über den Fluss getragen.
Shin Huang, der diese Szene beobachtet hatte, war überzeugt, es ihm gleichtun zu können. Er nahm, ohne zuvor die Frau ge-
fragt zu haben, eine Handvoll Schilfstengel und warf sie aufs Wasser. Bei dem Versuch, sich darauf zu stellen ging er kläglich
in den Wellen unter.
Aus Mitgefühl sprang die alte Frau ins Wasser, um den ertrinkenden Shin Huang zu bergen.
Als sie zu sprechen aufgehört hatte, tauchte das untergetauchte Bündel Bambusstengel wieder auf.
Daraufhin trug es Shin Huang sicher über den Jangtse. Dieser folgte weiterhin Da Mos Spuren.
Siehe auch: ► Aufmerksamkeit und ► Respekt |
Da Mo näherte sich dem Ort des Shaolintempels im Norden Chinas. Als die Shaolinmönche Kunde von seinem Kommen er-
hielten, rüsteten sie sich, um ihn gebührend zu empfangen. Sie luden ihn in den Tempel ein. Da Mo antwortete nicht, sondern
begab sich geradewegs in eine nah gelegene Höhle, wo er sich im Lotussitz vor die Wand setzte und zu meditieren begann.
Neun Jahre blieb er dort und meditierte – mit dem Gesicht zur Wand.
Währenddessen stand Shin Huang unentwegt vor Da Mos Höhle, um ihn vor wilden Tieren und anderen Gefahren zu schützen.
Shin Huang bat Da Mo öfters um Belehrung, doch dieser schwieg ausnahmslos. Auch die Shaolinmönche suchten ihn regel-
mäßig auf, um ihn ebenfalls vergeblich zu bitten, in den Tempel zu ziehen, wo es gemütlicher sei. Da Mo antwortete ihnen
nicht. Nach neun Jahren schloss er sich ihnen an, setzte sich in seine neue Tempelzelle und begann, weitere vier Jahre zu
meditieren. Shin Huang blieb auch während dieser Zeit an Da Mos Seite und hielt Wache. Er fragte ihn immer wieder mal,
wann er denn von ihm lernen könne, worauf Da Mo keine Antwort gab.
Nachdem Da Mo dreizehn Jahre lang geschwiegen hatte, wurde Shin Huang furchtbar wütend. Er nahm einen Eisbrocken und warf ihn mit Wucht auf den still in sich ruhenden Da Mo. Jäh herausgerissen aus tiefer Sitzmeditation, sah Da Mo den aufgebrachten Shin Huang eindringlich an. Shin Huang fragte ihn:
Nach diesen Worten nahm Shin Huang sein Schwert und hieb sich seinen linken Arm ab. Das Blut, das aus dem Armstumpf und aus dem abgetrennten Glied floss, färbte den Schnee rot. Das Zeichen war erfüllt.
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Siehe auch: ► Vier Seinsebenen – Hartmann • Gebser • Heim |
See also: ► The four wells of Drum Mountain |
Auf einmal erkannte Shin Huang, dass diese vier Brunnen sein ganzes Leben widerspiegelten. So wie das Brunnenwasser schmeckt auch das Leben
Alle diese Lebensabschnitte sind – wie auch die vier Jahreszeiten oder die vier Elemente – schön und notwendig. Sie machen das Leben aus.
Ohne viel mit Shin Huang gesprochen zu haben, hatte Da Mo ihm eine wichtige Lektion nahe gebracht: Nimm das Leben in Demut mit Geist und Herz an und lerne, es zu begreifen.
Nach Shin Huangs Einsicht erhielt er den Namen Hui-Ko und empfing das Buddhasiegel, das Bettelgewand und die Bettel-
schale von seinem Lehrer. Durch die Übernahme dieser Zeichen wurde er nach Da Mo der dritte Patriarch des Shaolin-Klosters, dem laut Bodhidharmas Prohphezeiung noch vier weitere folgen sollten. Zu Ehren des einarmigen Hui-Ko grüßen sich die Mönche und Schüler vom Shaolin nur mit einer Hand.
Bodhidharma / Daruma / Da Mo, dessen Extremitäten infolge des jahrelangen Zazens atrophierten, wird in Form von Da-
ruma-Kugelpuppen aus Pappmaché ohne Augen, Arme und Beine dargestellt, die in Asien als Glückssymbol verschenkt werden. Nachdem man die Kugelpuppe in irgendeine Richtung geschubst hat, richtet sie sich selbsttätig wieder auf und nimmt die Stellung des inneren Gleichgewichts ein. Die fehlenden Augen haben folgende Bewandtnis: Beim Kauf eines Daruma Ge-
genstands, beispielsweise Puppe oder Teedose, gibt der Verkäufer oft 2 Klebeaugen ( runde Klebeetiketten ) dazu. Man klebt das linke Auge auf und wünscht sich was. Geht der Wunsch in Erfüllung, wird das 2. Auge aufgeklebt.
Empfehlung
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Recommendation
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Siehe auch: ► Brunnen graben – Waschen mit vier Wassern |
Source: ► Pema Chödrön [Deirdre Blomfield-Brown] (*1936) US American Tibetan Buddhist nun (*1981), teacher in the Shambhala Buddhist lineage of ⚡ Chögyam Trungpa, author, Start Where You Are. A Guide to Compassionate Living, Shambhala Publications, Boulder, Colorado, 1st edition 9. March 2004 |
See also: ► Zen stories |
Bodhidharma migrated as far as the Yangtze River, which separated the northern and southern parts of the kingdom of China.
An old woman was sitting on the bank, cutting bamboo reeds. Next to her lay a bundle of reeds. Mo went up to her and asked her for a single bamboo cane to cross the river. She handed it to him. He laid it on the water, stood on it and was carried across the river by the power of his own Chi.
Shin Huang, who had observed this scene, was convinced that he could do the same. Without having asked the old woman, he took a handful of reed canes and threw them on the water. Trying to stand on them, he miserably sank into the waves.
Out of compassion the old woman jumped into the water to rescue the drowning Shin Huang.
When she had ended to speak, the bundle of bamboo canes that had gone underground reappeared.
Following that it carried Shin Huang safely across the Yangtze. The former general turned monk continued to follow Bodhidharma's footsteps.
Links zum Thema BodhidharmaLiteratur
Literature (engl.)
Externe Weblinks
External web links (engl.)
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