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Illustration aus "Tausendundeiner Nacht"
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Missgünstiger Prinz und Weiser
Vor langer Zeit lebte in einem Königreich ein weiser Mann, der vom Volk geliebt und verehrt wurde, und ein Prinz, dem die Zuneigung des Volkes nicht zuteil wurde. Der Prinz hasste den weisen Mann deswegen und setzte alles daran, ihn beim Volk in Misskredit zu bringen.
Morgen, so dachte der Prinz bei sich, führe ich eine Echtheitsprüfung durch. Ich werde mich als Bauer verkleiden und eine Taube mitnehmen. Wenn der weise Mann auf dem Marktplatz mit dem Volk spricht, werde ich die Taube in meiner Hand halten und ihn fragen:
Weiser Mann! Ich frage dich, ist die Taube, die ich in meiner Hand halte, lebendig oder tot?
Wenn er antwortet, dass die Taube tot sei, so werde ich meine Hand öffnen und sie davonfliegen lassen. Sagt er jedoch, dass die Taube lebendig sei, so werde ich sie in meiner Hand zerquetschen und sie tot auf die Erde fallen lassen.
Ganz egal, welche Antwort er gibt, der weise Mann wird vor dem Volk wie ein Narr aussehen.
Als der weise Mann am nächsten Tag auf dem Marktplatz erschien und mit den Anwesenden zu sprechen begann, nahm
Weiser Mann! Lass' mich dir eine einfache Frage stellen. Ist die Taube, die ich hier in meiner Hand halte, lebendig oder tot?
Auf der Stelle verstummte das Stimmengewirr auf dem Platz. Es wurde ganz still. Alle Augenpaare wandten sich dem weisen Mann zu. Der hielt inne, sah zu der Menge, danach zum Prinzen und antwortete:
Das, was du in deiner Hand hältst, ist das, was du daraus machst! |
Siehe auch: ► Rekontextualisierung und ► Weisheit und ► Intention |
Berühmte chassidische Erzählung
Ein weiser Rabbi fragte seine Schüler: Wie bestimmt man die Stunde, in der die Nacht endet und der Tag beginnt?
Einer meinte: Ich denke, es ist der Augenblick, sobald man einen Stock von einem Stein vor den eigenen Füßen unterscheiden kann.
Nein,
erwiderte der Meister. Es ist der Augenblick, wenn man einen Feigenbaum von einem Pfirsichbaum in der Ferne unterscheiden kann.
Nein,
antwortete der Rabbi. Wenn man ein Pferd von einer Kuh in der Ferne unterscheiden kann.
Nein,
erwiderte der Rabbi. Wann ist es dann? Sag‘ uns die Antwort,
baten die Schüler ihn. Es ist der Augenblick, wenn ihr in das Gesicht eines Mannes oder einer Frau seht und darin erkennt, dass er euer Bruder ist, dass sie eure Schwester ist. Solange euch das nicht gelingen mag, ist es unerheblich, wo die Sonne gerade steht, denn die Nacht dauert an. |
Siehe auch: ► Freundschaft |
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Inspiriert durch: ► Clarissa Pinkola Estes (*1945) US-amerikanische Jungsche Psychoanalytikerin, Posttraumaspezialistin, Dichterin, Die Wolfsfrau. Die Kraft der weiblichen Urinstinkte, Heyne Verlag, 8. Auflage 1. September 1997 |
Siehe auch: ► Schatten ► Dankbarer Dichter ► Zynismus ► Glück ► Gnade ► Gott ► Verrückt ► Kulte ► Dankbarkeit |
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In einer alten Hindu-Schrift heißt es, dass Gott und ein Weiser namens Narada eines Tages durch eine gewaltige Wüste wandern. Narada fragt Gott:
sagt Gott schließlich,
Narada macht sich auf den Weg. Er kommt in das Dorf und klopft an die Tür des ersten Hauses. Eine wunderschöne Frau öff-
net die Tür. In dem Augenblick, als Narada in ihre Augen blickt, vergisst er Gottes Befehl und den Grund, warum er in das Dorf
gehen sollte. Die Frau bittet Narada in das Haus, wo er von ihrer Familie auf das herzlichste begrüßt wird. Es ist, als ob jeder
in diesem freundlichen Haushalt ihn erwartet hätte. Narada wird eingeladen, mit der Familie zu speisen und die Nacht über zu
bleiben. Er nimmt freudig an, genießt die Gastfreundschaft der Familie und bewundert insgeheim die Schönheit der jungen Frau.
Es vergeht eine Woche, dann zwei. Narada beschließt zu bleiben, und schon bald übernimmt er einen Teil der Haushaltspflichten. Nach einem angemessenen Zeitraum bittet er um die Hand der jungen Frau. Die Familie hat nichts anderes erwartet. Alle sind höchst erfreut. Narada und sein junges Weib bleiben im Haus der Familie, wo sie ihm schon bald drei Kinder gebärt, zwei Söhne und eine Tochter. Jahre vergehen. Die Eltern seiner Frau sterben. Narada wird zum Hausherrn. Er eröffnet einen kleinen Laden im Dorf, der sehr gut läuft. Schon bald ist er ein angesehener Bürger der Gemeinde und ein geachtetes Mitglied des Gemeinderats. Narada geht auf diese Weise in den uralten Freuden und Sorgen des Dorfes auf und lebt viele Jahre in Zufriedenheit.
Eines Abends mitten in der Regenzeit bricht ein gewaltiger Sturm aus, und der Fluss steigt durch die plötzlichen Fluten so sehr an, dass er das Dorf überschwemmt. Narada sammelt seine Familie um sich und führt sie durch die dunkle Nacht auf eine Anhöhe. Aber der Wind bläst mit solcher Gewalt, und die Regenschauer sind so heftig, dass einer von Naradas Söhnen weggerissen wird. Narada will nach dem Jungen greifen und lässt dabei seinen anderen Sohn los. Kurz darauf reißt ihm ein Windstoß seine Tochter aus den Ar-
men, dann verschwindet auch noch sein geliebtes Weib in der donnernden Dunkelheit. Narada jammert hilflos und richtet sei-
ne geballte Faust gegen den Himmel. Aber seine Schreie werden von einer haushohen Welle übertönt, die aus den Tiefen der
Nacht aufsteigt und ihn kopfüber in den Fluss stürzt. Ihm wird schwarz vor Augen.
Viele Stunden, vielleicht Tage vergehen. Langsam und unter Schmerzen kommt Narada wieder zu sich. Er muss entdecken, dass er weit flussabwärts auf einer Sandbank gestrandet ist, fast nackt und halbtot. Es ist ein helllichter Tag und der Sturm hat sich gelegt. Nirgends entdeckt er ein Lebenszeichen von seinen Angehörigen oder anderen Lebewesen. Lange Zeit liegt Narada einfach nur auf dem Sand, fast verrückt vor Kummer und Einsamkeit. Trümmer treiben auf dem Fluss an ihm vorüber, und der Wind trägt den Geruch des Todes mit sich. Alles wurde ihm genommen; alle lebensspendenden und kostbaren Dinge sind in
den wirbelnden Fluten versunken. Es scheint, dass er nichts tun kann, außer zu weinen.
Plötzlich hört Narada hinter sich eine Stimme, die ihm das Blut in den Adern stocken lässt.
fragt diese Stimme.
Narada dreht sich um und sieht Gott vor sich stehen. Der Fluss verschwindet, und er ist wieder mit Gott allein in der leeren Wüste.
fragt Gott erneut:
Narada wirft sich dem Herrn zu Füßen und fleht um Vergebung.
ruft Narada immer wieder.
Gott lächelt und sagt:
Quelle: ► Dr. Harry R. Moody, US-amerikanischer Direktor von "Academic Affairs for AARP", Washington, DC., assoziiert mit "International Longevity Center-USA" und "Senior Fellow of Civic Ventures", Sinnkrisen in der Mitte des Lebens. Spiritualität und Erfüllung – ein Prozeß in fünf Stufen, S. 569 ff., Droemersche Verlagsanstalt, München, 1997 |
Siehe auch: ► Synchronizität und ► Illusion |
Ein erfolgreicher Firmeninhaber reagierte entsetzt, als er sah, wie ein Fischer mitten am Tag neben seinem Boot lag und ein Pfeifchen rauchte.
fragte der Großindustrielle den Fischer.
Quelle: ► Anthony de Mello SJ (1931-1987) indischer katholischer Jesuitenpriester, Psychotherapeut, spiritueller Lehrer, Autor, Warum der Vogel singt. Weisheitsgeschichten, Herder, Freiburg im Breisgau, 1984, 3. Taschenbuchauflage 13. Juli 2005, 18. März 2019 |
See also: ► Stories |
Ein junger Fisch schwamm irgendwo im Meer. Als er einem anderen Fisch begegnete, fragte er ihn:
sagte der ältere Fisch,
rief der junge Fisch enttäuscht und schwamm davon, um anderswo weiter-
zusuchen.
Quelle: ► Anthony de Mello SJ (1931-1987) indischer katholischer Jesuitenpriester, Psychotherapeut, geistiger Lehrer, Autor, Gib deiner Seele Zeit, Herder, Freiburg, 1999, 6. Auflage Juli 2005 |
Man hatte einen Elefanten zur Ausstellung bei Nacht in einen dunklen Raum ge-
bracht. Die Menschen strömten in Scharen herbei. Da es dunkel war, konnten die
Besucher den Elefanten nicht sehen und so versuchten sie, seine Gestalt durch
Betasten zu erfassen. Da der Elefant groß war, konnte jeder Besucher nur einen
Teil des Tieres greifen und es nach seinem Tastbefund beschreiben.
Quelle: ► Hamid Molana, iranisch-US-amerikanischer Dichter, Berater des iranischen Präsidenten Mahmoud Ahmadinejad |
See also: ► Blind men discovering an elephant |
Ein Theoretiker, der schwer WAS merkt und
Ein Derwisch spazierte an einem See entlang und hörte, wie jemand den Ruf der Derwische falsch rezitierte. Er sah es als seine Pflicht an, den Unglücklichen, der die Silben derart unstimmig betonte, zu be-
Auf der Insel angekommen unterrichtete und berichtigte er seinen Mitbruder in der Kunst des Derwischrufs. Dieser bedankte sich dafür. Der Hilfreiche, ganz zufrieden mit seiner guten Tat, machte sich auf den Heimweg und dachte bei sich: "Immerhin heißt es, dass ein Mensch, der die heiligen Formeln richtig rezitiert, sogar auf dem Wasser zu gehen vermag."
Während er so dachte, tauchte plötzlich eine seltsame Erscheinung vor ihm auf. Sein Derwischkollege von der Insel kam über das Wasser auf ihn zugelaufen. "Bruder",
sagte jener zu ihm, als er nahe genug bei ihm war, "verzeih mir, dass ich dich störe. Ich bin dir eigens nachgegangen, um dich zu bitten, mir nochmals zu erklären, wie man den Spruch richtig aufsagt. Leider kann ich mir die Wiederholungen nur schwer merken." |
Quelle: ► Sufi-Geschichte, nachempfunden einer Erzählung von Idries Shah (1924-1996) persischer Autor der Sufitradition, spiritueller Lehrer |
Siehe auch: ► Zen Geschichten |
Ein Professor wanderte weit hinauf in die Berge, um einen bekannten Zenmönch aufzusuchen. Als der Gelehrte bei dem Weisen eintraf, stellte er sich höflich vor, nannte seine akademischen Titel und bat den Gottesdiener um Unterweisung. Möchten Sie Tee?,
fragte der Mönch. Ja, gern,
erwiderte der Professor.
Genug!,
rief der Professor. Sehen Sie nicht, dass die Tasse schon voll ist? Es passt nicht mehr in sie hinein.
Der Mönch antwortete: Genau so übervoll wie diese Tasse ist, sind auch Sie mit Wissen und Vorurteilen überfüllt. Um Neues zu lernen, müssen Sie erst einmal Ihre Tasse leeren. |
Die Geschichte vom Vater, seinem Sohn und dem Esel
Eines Tages wollten ein Vater und sein Sohn ihren Esel zum Markt bringen. Der Vater ritt auf dem Esel, den der Sohn führte.
Sie waren noch nicht weit gekommen, als ihnen ein Bauer begegnete und dem Vater zurief:
dachte der Vater, stieg ab und ließ den Jungen auf dem Tier sitzen.
Nun schritt der Vater voran und führte den Esel.
Nach kurzer Zeit trafen sie ein altes Mütterchen, das seine Stimme erhob:
Der Junge nahm sich den Vorwurf sehr zu Herzen und bat seinen Vater, ebenfalls auf den Esel zu steigen.
So ritten sie eine Weile gemeinsam auf dem Tier, bis ein Fußgänger zu kreischen begann:
Nun war guter Rat teuer!
Vater und Sohn beschlossen, den Esel zu tragen, damit er sich nach der großen Anstrengung wieder erholen konnte.
Nachdem sie ihn einige Meilen weit getragen hatten, gelangten sie endlich zum Markt. Dort brach ein lautes Gelächter aus.
wollten die Leute wissen.
rieten die Einen,
riefen die Anderen.
Das lautstarke Debattieren auf dem Marktplatz nahm kein Ende und führte zu keinem brauchbaren Ergebnis. Viele glaubten zu wissen, wie dieses Dilemma am Besten zu lösen sei.
Schließlich blickte der Vater nachdenklich auf seinen Sohn und sprach:
Siehe auch: ► Standpunkte |
Ein alter Mann und sein Hund spazierten einen schmutzigen Weg entlang, der auf beiden Seiten eingezäunt war. Sie kamen zu einer Türe im Zaun und betrachteten das Grundstück dahinter. Dort gab es schöne Wiesen und Waldflecken, ein Paradies für einen Jagdhund mit Jäger.
Auf dem Schild stand zu lesen "Durchgang verboten". Daher setzten Hund und Herr ihren Weg fort.
Sie kamen an ein schönes Tor, unter dem ein Wesen in weißer Robe stand.
Der alte Mann war glücklich und wollte geradewegs mit seinem Hund eintreten, doch der Türwächter hielt ihn auf.
Der alte Mann ging weiter mit seinem Hund.
Sie kamen an einen ramponierten Zaun ohne Tor, es gab lediglich ein Loch im Zaun. Ein alter Mann stand dahinter.
Der Mann lächelte und sagte:
Nasrudin wird zum Richter seines Dorfes ernannt. Wenn die Leute miteinander streiten, versucht er ihren Zwist zu schlichten. Eines Tages kommen zwei Männer zu ihm und bitten ihn um Rat. Der Erste beginnt von seinem Problem mit dem Nachbarn zu erzählen, was dieser gesagt und getan habe.
Fünf Wasserfontänen eines Springbrunnens
Der Hoca hört aufmerksam zu, denkt eine Weile nach und sagt:
Da meldet sich auch der Zweite zu Wort. Er erzählt dem Hoca seine Sicht der Dinge über das, was der Nachbar getan und ge-
sagt habe.
Nasrudin lässt auch ihn zu Ende erzählen, wiegt dann bedächtig seinen Kopf und meint:
Seine Frau im Nebenzimmer hört das, kommt zu ihrem Mann und flüstert ihm ins Ohr:
Wieder überlegt Nasrudin eine Weile und sagt:
Orientiert an: ► Gregory M. Corrigan (1923-2009) US-amerikanischer Autor, Die Spiritualität der Unvollkommenheit, Lüchow, 1998 |
Zwei Altväter wohnten in einem Kellion1 und hatten sich nie jemals auch nur im Geringsten entzweit. Da sprach einmal der eine zum anderen:
Der andere aber sagte:
Jener antwortete:
Und nachdem er den Stein in die Mitte gelegt hatte und sagte:
antwortete der andere:
Hierauf sagte der erste wieder:
Da sagte der zweite:
Darauf hatte ihr Streit wieder ein Ende.
► Erzählung der Wüstenväter |
Ein ungeborenes Zwillingspärchen unterhält sich im Bauch der Mutter.
"Sag mal, glaubst du eigentlich an ein Leben nach der Geburt?",
fragt der eine Zwilling. "Ja, auf jeden Fall! Hier drinnen wachsen wir und werden stark für das, was draußen kommen wird",
antwortete der andere Zwilling. "Ich glaub, das ist Blödsinn!",
sagte der Erste. "Es kann kein Leben nach der Geburt geben – wie sollte das denn bitteschön aussehen?"
"So ganz genau weiss ich das auch nicht. Aber es wird sicher viel heller sein als hier. Und vielleicht werden wir herumlaufen und mit dem Mund essen?" "So einen Unsinn habe ich ja noch nie gehört! Mit dem Mund essen, was für eine verrückte Idee. Es gibt doch die Nabelschnur, die uns ernährt. Und wie willst du herumlaufen? Dafür ist die Nabelschnur viel zu kurz." "Doch, es geht bestimmt. Es wird eben alles nur ein bisschen anders."
"Du spinnst! Es ist noch nie einer zurückgekommen nach der Geburt. Mit der Geburt ist das Leben zu Ende. Punktum."
"Ich gebe ja zu, dass keiner weiß, wie das Leben nach der Geburt aussehen wird. Ich weiß jedoch, dass wir dann unsere Mutter sehen werden, und sie wird für uns sorgen."
"Mutter? Du glaubst doch wohl nicht an eine Mutter? Wo ist sie denn, bitte?"
"Na hier – überall um uns herum. Wir sind und leben in ihr und durch sie. Ohne sie könnten wir gar nicht sein!"
"Quatsch! Von einer Mutter habe ich noch nie etwas bemerkt, also gibt es sie auch nicht."
"Doch, manchmal, wenn wir ganz still sind, kannst du sie singen hören. Wir könnten auch nicht spüren, wenn sie unsere Welt streichelt." |
Nach einer Vorlage von: ► Henry Nouwen (1932-1996) niederländischer römisch-katholischer Priester, Theologe, Psychologe, geistlicher Schriftsteller |
Siehe auch: ► Perspektive |
Till Eulenspiegel ging eines schönen Tages mit seinem Bündel an Habse- "Sag schnell – wie weit ist es bis zur nächsten Stadt?"
Till Eulenspiegel antwortete: "Wenn Ihr langsam fahrt, dauert es wohl eine halbe Stunde. Fahrt Ihr schnell, so dauert es zwei Stunden, mein Herr." "Du Narr",
schimpfte der Kutscher und trieb die Pferde zu einem schnellen Galopp an und die Kutsche entschwand Till Eulenspiegels Blick.
Till Eulenspiegel ging gemächlich seines Weges auf der Straße, die viele Schlaglöcher hatte. Nach etwa einer Stunde sah er nach einer Kurve eine Kutsche im Graben liegen. Die Vorderachse war gebrochen und es war just
Der Kutscher bedachte Till Eulenspiegel mit einem bösen und vorwurfsvollen Blick, worauf dieser nur sagte: "Ich sagte es doch: Wenn Ihr langsam fahrt, eine halbe Stunde."
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Quelle: ► Lothar J. Seiwert (*1952) deutscher Ratgeberautor, Wenn du es eilig hast, gehe langsam, S. 21, Campus Fachbuch Verlag, Amazon.de Sonderausgabe 17. April 2003 |
Siehe auch: ► Paradox und ► Perspektive und ► Zeit |
Einst fragte ein Schüler den arabischen Weisen Abd es Salam: Was meinst du, wird aus mir werden?
Dieser antwortete ihm: Alles, woran du glaubst, wird in Erfüllung gehen.
Der Schüler zog leichten Herzens von dannen, erlaubte sich einige Husarenstücken. Leider hat er so oft gefehlt, so dass er schließlich zum Tode verurteilt wurde.
Als er auf dem Schafott stand, kam Abd es Salam des Weges. Du hast mich falsch beraten!,
rief der Verurteilte. Ich glaubte, ich würde Kalif werden. Das ist nicht in Erfüllung gegangen!
Der Weise fragte: Hast du wirklich daran geglaubt?
Der Verurteilte gab ungern zu, dass er es nicht geglaubt, sondern es sich gewünscht hatte. Er habe es jedoch im Innersten gar nicht für möglich gehalten. Aber erst recht nicht habe ich geglaubt, dass ich auf dem Schafott enden würde!,
rief er.
Abd es Salam antwortete: Doch, du hast es geglaubt. Nur hast du offenbar nicht bemerkt, dass du es geglaubt hast!
Die Moral von der Geschicht': |
Siehe auch: ► Glauben |
Eines Tages kamen Wanderer zu der Hütte eines Einsiedlers. Durstig baten sie ihn um einen Trunk Wasser. Der Mann der Stille ging mit ihnen zur Zisterne, um ihnen Wasser zu geben. Einer fragte den Einsiedler: "Welchen Sinn siehst du in einem Leben der Stille?"
Noch mit dem Schöpfen des Wassers aus der tiefen Zisterne beschäf- "Schaut in die Zisterne, was seht ihr?"
Die Besucher blickten in die Zisterne: "Wir sehen nichts",
sagten sie.
"Schaut in die Zisterne! Was seht ihr?"
Sie blickten hinunter und sagten: "Jetzt sehen wir uns selbst!"
Der Einsiedler sprach: "Als ich vorhin Wasser schöpfte, war das Wasser aufgewühlt, und ihr konntet nichts sehen.
Jetzt ist das Wasser ruhig, und ihr seht euch selbst. Das ist die Erfahrung der Stille." |
Inspiriert durch: ► Ludger Hohn-Morisch, deutscher Therapeut, Lektor, Herausgeber von Anthologien, Für jeden Tag ein Stück vom Glück, Herder, Freiburg, 2004 |
Siehe auch: ► Stille |
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Siehe auch: ► Stille und ► Stolz |
Ein Wanderer ist auf Zimmersuche in einer neuen Stadt. Er befragt den örtlichen Weisen:
Der Meister stellt ihm eine Gegenfrage:
Der Weise rät dem Fremden:
Stunden später erscheint ein anderer Wohnungssuchender bei dem Weisen, um ihn zu fragen:
Entgegnet der Weise:
Antwortet der Wanderer:
Rät ihm der Meister:
Ein König schickte seinen Feldherrn mit einem Trupp Soldaten
auf ein Schlachtfeld außer Landes. Sein Befehl an ihn lautete:
Der Feldherr und das Heer waren ausgezogen, doch niemand im Reich hatte erfahren, was sie in der Ferne ausgerichtet hatten. Als der König nach vielen Monaten noch immer keine Nachricht bekommen hatte, schickte er einen Kundschafter aus, um die Lage im Kriegsgebiet zu überprüfen und ihm Bericht zu erstatten.
Im Feindesland stieß der Bote auf ein Lager, aus dem schon von Weitem das fröhliche Stimmengewirr eines Festes zu hören war. Der Feldherr und seine Soldaten saßen gemeinsam mit den Feinden des Königs an einem Tisch und feierten.
Der Kundschafter stellte den Feldherrn seines Königs zur Rede:
Gelassen erwiderte der so gescholtene Feldherr:
|
Siehe auch: ► Lösung |
See also: ► Compliance to orders – Turning foes into friends |
Wir werden sehen.
Es war einmal ein Bauer, der besaß einen wunderschönen Hengst, und die Leute im Dorf sagten zu ihm: »Welch ein Glück für dich!«
Doch der Bauer antwortete nur: »Wir werden sehen.«
Eines Tages brach der Hengst aus, und die Leute im Dorf sagten: »Welch ein Unglück für dich!«
»Wir werden sehen«,
antwortete der Bauer.
»Oh, welch ein Glück für dich!«
»Wir werden sehen«,
war alles, was der Bauer darauf erwiderte.
»Oh, nun kann er dir nicht mehr helfen bei der Arbeit. Welch ein Unglück für dich!«
»Wir werden sehen«,
antwortete der Bauer ruhig.
»Oh, welch ein Glück für dich!« ,
riefen die Dörfler.
»Wir werden sehen.«
|
Quelle: ► Chinesisches Märchen Als der alte Mann von der Großen Mauer sein Pferd verlor, präsentiert von sino-liedtke.de |
Musikalische Referenz: ► Gesang von Paula Wessely und Andre Heller Wenn der Herrgott net will, präsentiert von dem österreichischen öffentlich-rechtlichen Fernsehsender ORF 2, YouTube film, 3:29 Minuten Dauer, eingestellt 18. Januar 2009 |
Siehe auch: ► Schaumermal und ► Gut-Böse |
Ein weiser Mann hatte den Rand seines Dorfes erreicht und ließ sich unter einem Baum nieder, um dort die Nacht zu verbringen, als ein Dorfbewohner angerannt kam und sagte: Der Blaue Wittelsbacher, 2009 "Der Stein! Der Stein! Gib mir den kostbaren Stein!"
"Welchen Stein?"
fragte der weise Mann. "Letzte Nacht erschien mir Gott Shiwa im Traum",
sagte der Dörfler, "und erzählte mir, ich würde bei Einbruch der Dunkelheit am Dorfrand einen weisen Mann finden, der mir einen kostbaren Stein geben würde, so dass ich für immer reich wäre."
Der weise Mann durchwühlte seinen Sack und zog einen Stein heraus. "Wahrscheinlich meinte er diesen hier",
sagte der Weise, als er dem Dörfler den Stein gab. "Ich fand ihn vor einigen Tagen auf einem Waldweg. Du kannst ihn natürlich haben."
Staunend betrachtete der Mann den Stein. Es war ein Diamant. Wahrscheinlich der größte Diamant der Welt, denn er war fast so groß wie ein menschlicher Kopf.
"Gib mir den Reichtum, der es dir ermöglicht, diesen Diamanten so leichten Herzens wegzugeben."
|
Quelle: ► Günther Hager, österreichischer Dichter, Facebook-Eintrag, 20. August 2010 |
Zwei reisende Engel machten Halt, um die Nacht im Hause einer wohlhabenden Familie zu verbringen.
Die Familie war unhöflich und verweigerte den Engeln im Gästezimmer des Haupthauses auszuruhen. Anstelle dessen
bekamen sie einen kleinen Platz im kalten Keller.
Als sie sich auf dem harten Boden ausstreckten, sah der ältere Engel ein Loch in der Wand und reparierte es. Als der jüngere Engel ihn fragte,
antwortete der ältere Engel:
In der nächsten Nacht rasteten die beiden im Haus eines sehr armen, aber gastfreundlichen Bauern und seiner Frau. Nachdem sie das wenige Essen, das sie hatten, mit ihnen geteilt hatten, ließen sie die Engel in ihrem Bett schlafen, wo sie gut schliefen.
Als die Sonne am nächsten Tag den Himmel erklomm, fanden die Engel den Bauern und seine Frau in Tränen. Ihre einzige Kuh, deren Milch ihr alleiniges Einkommen gewesen war, lag tot auf
dem Feld. Der jüngere Engel wurde wütend und fragte den älteren Engel, wie er das habe geschehen lassen können?
meinte er anklagend.
Der ältere Engel sagte:
Die schwarze Tür zur Freiheit
Ein Minister hatte seinem König lange Jahre treu gedient. Eines Tages aber wurde er wegen Hochverrats angezeigt und überführt, ihn erwartete die Todesstrafe. Der König gewährte ihm wegen seiner langjährigen Dienste die Gnade, seine Todesart zu wählen. Er führte ihn in einen Saal, wo die Hinrichtungswaffen lagen. Dort zeigte er ihm auch eine schwarze Tür.
Der Minister wählte eine der Todesarten. Die Königin fragte danach, was denn hinter der schwarzen Tür sei?
Der König antwortete:
Quelle: ► Hildegunde Wöller (1938-2011) deutsche evangelische Theologin, kirchliche Rundfunkredakteurin, Lektorin, Autorin, Meine Uhr geht nach dem Mond, S. 23, Kreuz-Verlag, Mai 1986 |
Siehe auch: ► Freiheit und ► Einsamkeit und ► Angst |
Adler werden normalerweise dreißig bis fünfzig Jahre alt. Der Legende nach kann er auch siebzig Jahre alt werden, wenn er in seinem vierzigsten Lebensjahr eine schwere, äußerst wichtige Entscheidung trifft.
Als der Adler vierzig Jahre alt war, begann die Schärfe seiner Krallen nachzulassen, weswegen er weniger geschickt war auf der Jagd nach Beutetieren. Sein Schnabel sah aus wie eine Sichel. Lang und krumm geworden, störte er beim Fressen, denn er berührte beinahe die Brust des Adlers. Sein Federkleid war derart dicht geworden, dass seine Flügel schwer wogen und ihm das Fliegen Mühe machte.
Der Adler konnte entweder auf den Tod warten oder sich entscheiden, eine schmerzliche Phase der Erneuerung zu durchlaufen.
Um sich zu verjüngen, musste er mit Mühe zu einem überhängenden Felsen fliegen, wo sich keine anderen Vögel oder Tiere aufhielten. Rund ein Jahr lang sollte er nun dort bleiben.
Zuerst musste er seinen Schnabel am Felsen abwetzen, bis er mit Haut und Horn vollständig abfiel. Er wartete geduldig, bis ihm ein neuer Schnabel nachgewachsen war. Diesen benutzte er als Meißel, um sich damit die Krallen von seinen Zehen auszuklopfen. Nachdem ihm neue Krallen nachgewachsen waren, rupfte er seine alten Federn aus. Nach fünf Monaten war ihm ein neues Federkleid gewachsen.
Nun konnte er wieder unbehindert fliegen, jagen und fressen. Er lebte noch weitere dreißig Jahre.
Seine Vergangenheit und überalterte Dinge und Gewohnheiten abzulegen, ist ein schmerzhafter Vorgang von Tod und Geburt, Erneuerung und Wiederbelebung.
⚠ Achtung: Die Geschichte ist eine Metapher des mythischen Vogels Phönix. Sie ist zoologisch nicht belegt. |
Reference: ► Rebirth Of The Eagle Hoax |
Siehe auch: ► Phoenix rising from the ashes |
Ein Steinmetz wird gebeten: Beschreibe deine Arbeit.
Er antwortet: Ich behaue Steine.
Ein Kollege aus der Bauhütte wird gebeten: Beschreibe deine Arbeit.
Er gibt zur Antwort: Ich baue Mauern.
Ein Dritter in der Runde wird gebeten: Beschreibe deine Arbeit.
Er sagt: Ich baue an einem Dom.
Jede Form von Arbeit kann zum Bau eines Doms beitragen. |
Siehe auch: ► Arbeit |
Ein unglücklicher Steinmetz wünschte sich, ein anderer zu sein, mit einer anderen Position im Leben. Eines Tages kam
Dann sah er einen hohen Beamten, der von Dienern getragen und von Soldaten eskortiert wurde und vor dem sich alle ver-
Die Sonne sandte stechende Strahlen zur Erde. Die Hitze war dem hohen Beamten sehr unangenehm, machte ihn mürrisch "Wie mächtig sie ist. Ich wünschte, ich könnte die Sonne sein."
Es dauerte nicht lange, da war er die Sonne, die auf die Erde schien. Doch dann schob sich eine große, dunkle Wolke vor "Wie mächtig die Wolke ist. Ich wünschte, ich wäre so mächtig wie die Wolke."
Und so wurde er zur Wolke, die den Sonnenstrahlen den Weg versperrte und auf die Dörfer regnete. Doch ein starker Wind "Ich wünschte, ich wäre so mächtig wie der Wind",
dachte er, und als er es aussprach, verwandelte er sich in den Wind. Doch der Wind konnte zwar Bäume entwurzeln und ganze "Wie mächtig dieser Stein ist",
dachte der Wind. "Oh, wie gern wäre ich so mächtig wie er."
Und er verwandelte sich in den großen Stein, der der geballten Kraft des Windes widerstanden hatte. Jetzt war er endlich glücklich, im Besitz der großen Macht auf Erden. Da hörte er ein Geräusch: klick, klick, klick. Ein Hammer trieb einen Meißel in den Stein und brach ihn Stück für Stück entzwei. "Was könnte mächtiger sein als ich?",
fragte sich der Stein. Und siehe da, am Fuße des großen Steines, stand […] ein Steinmetz.
Viele Menschen suchen ihr Leben lang nach Glück und finden es nicht, weil sie es an der falschen Stelle suchen. Wenn man nach Osten schaut, sieht man den Sonnenuntergang nicht. Wenn man das Glück nicht in seiner eigenen unmittelbaren Um- |
Zwei Freunde wanderten durch die Wüste. Während der Wanderung kam es zu einem Streit, und der eine schlug dem anderen im Affekt ins Gesicht.
"Heute hat mich mein bester Freund ins Gesicht geschlagen."
Sie setzten ihre Wanderung fort und kamen bald darauf zu einer Oase. Dort beschlossen sie beide, ein Bad zu nehmen. Der Freund, der geschlagen worden war, blieb auf einmal im Schlamm stecken und drohte zu ertrinken. Geistesgegenwärtig rettete ihn sein Freund buchstäblich in letzter Minute.
"Heute hat mein bester Freund mir das Leben gerettet."
Der Freund, der den anderen geschlagen und auch gerettet "Als ich dich gekränkt hatte, hast du deinen Satz nur in den Sand geschrieben, aber nun ritzt du die Worte in einen Stein. Weshalb?" Der gerettete Freund antwortete: "Wenn uns jemand gekränkt oder beleidigt hat, sollten wir es in den Sand schreiben, damit der Wind des Verzeihens es wieder auslöschen kann. Wenn jemand jedoch etwas tut, was für uns gut ist, dann können wir das in einen Stein gravieren, damit kein Wind es jemals löschen kann."
Urheber und Herkunft unbekannt |
Siehe auch: ► Freundschaft |
Mein Freund öffnete eine Schublade der Kommode seiner Frau und holte daraus ein kleines Paket hervor, das in Seide eingewickelt war: Dies ist nicht einfach ein Paket, darin ist feine Wäsche. Er betrachtete die Seide und die Spitze. Dies habe ich ihr vor acht oder neun Jahren in New York gekauft, ohne dass sie es je getragen hat. Sie wollte es aufbewahren, für eine besondere Gelegenheit. Nun ja, ich glaube jetzt ist der Augenblick gekommen. Er ging zum Bett und legte das Päckchen zu den anderen Sachen, die der Bestatter mitnehmen würde.
Seine Frau war gestorben.
Hebe niemals etwas für einen besonderen Anlass auf. Jeder Tag, den du erlebst, ist besonders!
Ich denke oft an seine Worte, denn sie haben mein Leben verändert. Heute lese ich viel mehr als früher und putze weniger. Ich setze mich auf meine Terrasse und genieße den Blick in die Natur, ohne mich am Unkraut im Garten zu stören. Ich verbringe mehr Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden und arbeite weniger. Ich habe begriffen, dass das Leben aus einer Sammlung an Erfahrungen besteht, die man zu schätzen wissen sollte. Außerdem schone ich nichts. Ich nehme die guten Kristallgläser jeden Tag, und ziehe meine neue Jacke zum Einkaufen im Supermarkt an, wenn mir danach ist. Ich hebe mein bestes Parfum nicht mehr für Festtage auf, sondern trage es, wenn ich Lust darauf habe. Sätze wie irgendwann und eines Tages habe ich aus meinem Wortschatz gestrichen. Wann immer es sich lohnt, will ich, was mir in den Sinn kommt, gleich sehen, hören und ausprobieren.
Ich weiß nicht, was die Frau meines Freundes getan hätte, hätte sie gewusst, dass sie morgen nicht mehr unter uns ist (ein Morgen, das uns einerlei erscheint). Ich denke, sie hätte ihre Familienangehörigen und ihre engen Freunde angerufen. Vielleicht hätte sie sich bei alten Freunden für einen Streit entschuldigt, der schon längere Zeit zurücklag. Ich stelle mir gern vor, dass sie chinesisch essen gegangen wäre (zu ihrem Lieblings-Chinesen).
Es sind die unscheinbaren, nie getanen Dinge, die mir leid täten, versäumt zu haben, wenn ich wüsste, dass meine Stunden gezählt sind. Ich wäre traurig, gute Freunde nicht mehr getroffen zu haben, mit denen ich schon so lange Kontakt aufnehmen wollte (… irgendwann, eben). Traurig, dass ich die Briefe nicht mehr geschrieben habe, die ich schreiben wollte irgendwann eben. Traurig, dass ich meinen Lieben nicht oft genug gesagt habe, dass ich sie liebe. Inzwischen verschiebe ich nichts mehr, bewahre nichts für eine besondere Gelegenheit auf, was ein Lächeln in unser Leben bringen könnte. Ich sage mir, dass jeder Tag ein besonderer Tag ist.
Jeder Tag, jede Stunde, jede Minute ist kostbar.
Urheber und Herkunft unbekannt |
Buddha hat nie gesagt, dass die Welt Leiden sei.
Er sagte: "Die Welt ist geistgemacht."
Buddha lehrte, dass das Ego-Mind des Menschen das Leiden hervorbringt.
Ein Revolutionär sagte zu Buddha:
Buddha betrachtete ihn und blieb stumm.
Sein Jünger Ananda schaltete sich ein:
Schließlich antwortete Buddha dem Revolutionär:
Siehe auch: ► Dienen und ► Buddha und ► Welt und ► Schmerz und ► Leiden und ► Echtheit |
Ein reicher und angesehener Kalif schickte einen seiner Knechte auf den Markt zum Einkaufen. Kurze Zeit später stand der Knecht mit leeren Händen, bleich und am ganzen Leib zitternd vor ihm. Er warf sich vor seinem Herrn auf die Knie und flehte
ihn an:
entgegnete ihm der Kalif.
Der Kalif empfand großes Mitleid mit seinem verstörten Diener. Er lieh ihm sein schnellstes Pferd. Sein Diener jagte davon. Noch vor Einbruch der Dunkelheit wollte er Ashdod, die ferne Hafenstadt, erreichen. Dort konnte er vor dem Tod sicher sein.
Der Kalif aber war neugierig geworden. Ihn wunderte die Beschreibung des Todes, mehr aber noch die Vorstellung, dass der Tod seinen Diener absichtlich erschreckt habe. So entschloss er sich, zum Markt zu gehen, um den Tod zu treffen. Das bunte und geschäftige Treiben des Marktes nahm ihn augenblicklich gefangen. Es dauerte nicht lange, bis ihm Zweifel an der Schilderung seines Knechtes kamen.
Was sollte der Tod wohl mitten in der Hektik des alltäglichen Marktge-
schreis?
Doch dann sah er die Gestalt. Wie beschrieben, groß und schwarz, mit einem breiten schwarzen Hut. Er folgte der Gestalt.
Bald standen sie sich gegenüber. Es gab keinen Zweifel mehr, das war der TOD.
Der Kalif sah ihn an und fragte:
Der Tod sah den Kalifen an, zuckte kurz mit den Achseln und sprach mit ruhiger Stimme:
Sultan Saladin2 lässt den weisen Juden Nathan zu sich rufen, um ihn zu fragen: "Welche der drei monotheistischen Religionen (Judentum, Christentum, Islam) hältst Du für die wahre Religion?"
Nathan erkennt die ihm gestellte Falle:
Er antwortet er mit einem Gleichnis: Alabasterskulptur von Nathan der Weise, ~1900 Adolf Jahn (1858-1941) deutscher Bildhauer "Ein Mann besitzt einen Ring, ein wertvolles Familienerbstück, das die Eigenschaft hat, seinen Träger vor Gott und den Menschen an- genehm zu machen, wenn der Besitzer ihn in zuversichtlich trägt. Über viele Generationen wurde dieser Ring vom Vater an jeweils den Sohn vererbt, den er am meisten liebte. Eines Tages jedoch hat der Vater drei Söhne und will keinen davon bevorzugen. Des- halb lässt er sich von einem Künstler exakte Duplikate des Rings herstellen und vererbt jedem seiner Söhne einen der Ringe. Er versichert jedem, sein Ring sei der echte. Nach dem Tod des Va- ters ziehen die Söhne vor Gericht, um klären zu lassen, welcher von den drei Ringen der echte sei. Außerstande, dies zu ermitteln, erinnert der Richter die drei Parteien daran:" "Der echte Ring hat die Eigenschaft, den Träger bei Gott und Menschen beliebt zu machen. Wenn dies bei keinem von euch drei Brüdern eingetreten ist, so ist der echte Ring wohl verloren gegangen."
"Die Frage, wann dies geschehen sein könnte, lässt der Richter offen, denn auch der geerbte Ring des Vaters kann bereits unecht gewesen sein. Er rät den Söhnen zum Abschied:
"Glaubt alle daran, dass euer Ring der echte ist. Euer Vater hat euch alle drei gleich gern gehabt und es deshalb nicht ertragen können, einen von euch zu begünstigen und tradi- tionsgemäß die beiden anderen beiden zu kränken. Wenn einer der Ringe der echte ist, dann wird sich dies in der Zukunft an der ihm nachgesagten Wirkung zeigen. Bemühe sich jeder von euch Ringträgern, in seinem Leben von seinen Mitmenschen geliebt zu werden." |
Inspiriert durch: ► Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781) deutscher Philosoph, Kunstkritker, Publizist, Dramatiker, bedeutender Dichter der deutschen Aufklärung, Ringparabel aus dem Theaterstück Nathan der Weise, 1779 |
Siehe auch: ► Weisheit |
Ein junges Paar zieht in ein neues Stadtviertel. Am nächsten Morgen, während sie ihr Frühstück essen, sieht die junge Frau,
wie ihre Nachbarin draußen Wäsche aufhängt.
Ihr Mann schaut hinaus und bleibt ruhig. Jedes Mal, wenn diese Nachbarin ihre Wäsche aufhängt, um sie zu trocknen, gibt die junge Frau die gleichen Kommentare von sich.
Einige Tage später ist die Frau überrascht, als sie eine schöne, saubere Wäsche auf der Leine zu sehen bekommt, und sagt zu ihrem Mann:
Der Mann erwidert:
Und so verhält es sich auch mit dem Leben […] Was wir sehen, wenn wir andere beobachten,
hängt davon ab, wie klar unsere Fensterscheiben sind, durch die wir sehen.
Quelle: ► Paulo Coelho (*1947) brasilianischer esoterischer Erfolgsautor, 10 Sekunden Lektüre. Die Wäsche ist nicht sehr sauber, präsentiert von der Publikation Gute Nachrichten, 11. April 2014 |
English original: ► 10 sec reading: the laundry is not very clean, 4. April 2014 |
In der Provinz Kiaochau in China, in der Richard Wilhelm wohnte, herrschte einmal eine schreckliche Dürre. Die Men- Der Regenmacher stieg aus dem Wagen und schnupperte sogleich mit deutlichen Anzeichen des Widerwillens in der Luft herum. Dann bat er, ihn für ein paar Tage in einer Hütte außerhalb des Dorfs allein zu lassen. Die Mahlzeiten sollten ihm vor die Tür gestellt werden.
"Ich habe den Schnee nicht gemacht. Ich trage keine Verantwortung dafür." Wilhelm drang weiter auf ihn ein und wies darauf hin, dass vor seinem Eintreffen eine große Dürre geherrscht hätte. Diesmal antwortete der alte Mann: "Das kann ich erklären. Wo ich wohne, sind die Menschen im Gleichgewicht, sie befinden sich im Tao. Also ist auch das Wetter in Ordnung. Als ich hier ankam, sah ich, dass die Menschen aus dem Gleichgewicht waren und merkte, dass sie mich damit ansteckten. Also blieb ich allein, bis ich wieder im Tao war. Dann musste es natürlich anfangen zu schneien."
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Quelle: ► Richard Wilhelm (1873-1930) bedeutender deutschsprachiger Sinologe, Theologe, Missionar, Übersetzer, zitiert in: Karen Hamaker-Zondak (*1952) niederländische Jungsche Astrologin, Autorin, Das 12. Haus. Die verborgene Kraft in unserem Horoskop, IRIS Bücher & mehr, 1. Oktober 2002 |
Siehe auch: ► Tao |
See also: ► The Rainmaker calling in the Tao |
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Quelle: ► Anthony de Mello SJ (1931-1987) indischer Jesuitenprieser, Psychotherapeut, spiritueller Lehrer, Autor, Eine Minute Weisheit, Herder, Freiburg, 1985, 2. Auflage 1998, 7. Auflage 1. Januar 2000 |
Siehe auch: ► Weisheit |
Ein Löwe war in einen Splitter getreten. Die Stelle eiterte, und er begann zu lahmen. Als der Löwe sich ihm näherte, bot er ihm ein Schaf an. Der zeigte sich nicht hungrig, sondern brauchte dringend eine Wundversorgung. So legte er seine Pfote in den Schoß des Hirten.
Geraume Zeit später wurde der Löwe gefangen genommen, dessen lebendiges Futter in Arena im Amphitheater auf ihn wartete. |
Siehe auch: ► Das Wesen des Zauns |
Der jüdische Schriftsteller Franz Kafka (1883-1924) liebte die Stadt Berlin. Als tuberkulosekranker Pensionär zog er im letzten Jahr seines Lebens von Prag nach Berlin-Steglitz, wo er auch zum ersten Mal in einer Partnerschaft lebte, mit seiner letzten großen Liebe. Er wohnte zusammen mit seiner Freundin, der Polin Dora Diamant (1898-1952).
Der kinderlose Schriftsteller, gewöhnlich ein Einzelgänger, erfand so- "Deine Puppe macht gerade eine Abenteuerreise. Ich weiß das, weil sie hat mir einen Brief geschickt hat."
Das kleine Mädchen fragte misstrauisch: "Hast du ihn bei dir?"
"Nein, ich habe ihn zuhause liegen lassen, aber morgen werde ich ihn dir mitbringen, wenn wir uns hier wieder treffen. Einverstanden?", antwortete Franz.
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Hinweis: Nach Kafkas Puppenbriefen wurde 1959 über ein Steglitzer Stadtteilblatt nur kurz gefahndet. |
Nachempfunden: ► Geschichte von Dora Diamant, Hans-Gerd Koch, Herausgeber, Als Kafka mir entgegenkam. Erinnerungen an Franz Kafka, Kapitel "Mein Leben mit Franz Kafka", Seite 174-185, Wagenbach Klaus, Berlin, 1995, Mai 2000 Vorlage: Kafka als Ghostwriter, präsentiert von franzkafka.de, Fundstücke-Archiv Dora Diamants Erinnerungen erschienen erstmals 1948 in englischer Sprache. |
See also: ► Franz Kafka, the girl and the lost doll |
Diese Geschichte ist mir tatsächlich passiert. Ich war als Moderator auf einem Kreuzfahrtschiff engagiert. Da denkt jeder: "Mensch toll! Luxus!" Das dachte ich auch. Bis ich auf dem Schiff war. Was das Publikum angeht, war ich auf dem falschen Dampfer. Die Gäste an Bord hatten sicher einen Sinn für Humor, ich hab ihn nur in den zwei Wochen nicht gefunden. Und noch schlimmer: Seekrankheit hat keinen Respekt vor der Approbation. Kurzum: ich war auf der Kreuzfahrt kreuzunglücklich.
Endlich! Nach drei Tagen auf See, fester Boden. "Das ist wahrer Luxus!” In der Stadt Bergen ging ich in einen norwegischen Zoo. Und dort sah ich einen Pinguin auf seinem Felsen stehen. Ich hatte Mitleid: "Musst du auch Smoking tragen? Wo ist eigentlich deine Taille? Und vor allem: hat Gott bei dir die Knie vergessen?”
Dann sah ich noch einmal durch eine Glasscheibe in das Schwimmbecken der Pinguine. Und da sprang "mein" Pinguin ins Wasser, schwamm dicht vor mein Gesicht. Wer je Pinguine unter Wasser gesehen hat, dem fällt nix mehr ein. Er war in seinem Element! Ein Pinguin ist zehnmal windschnittiger als ein Porsche! Mit einem Liter Sprit käme der umgerechnet über 2500 km weit! Sie sind hervorragende Schwimmer, Jäger, Wasser-Tänzer! Und ich dachte: "Fehlkonstruktion!”
Menschen ändern sich nur selten komplett und grundsätzlich. Wenn du als Pinguin geboren wurdest, machen auch sieben Jahre Psychotherapie aus dir keine Giraffe. Also nicht lange hadern: Bleib als Pinguin nicht in der Steppe. Mach kleine Schritte und finde dein Wasser. Und dann: Spring! Und Schwimm! |
Quelle: ► Dr. Eckart von Hirschhausen (*1967) deutscher Arzt, Moderator, Kabarettist, Schriftsteller, Die Pinguin-Geschichte, MP3, 6:51 Minuten Dauer, präsentiert von dem Blogspot hirschhausen.com, Sparte Glück, undatiert |
Ich habe einen Freund namens Monty Roberts, dem eine Pferderanch in San Ysidro gehört. Er ließ mich sein Haus benutzen, um Veranstaltungen zur Finanzierung von Programmen für gefährdete Jugendliche abhalten zu können. Der Pferdeflüsterer Monty Roberts "Ich möchte erzählen, weshalb ich Jack mein Haus benutzen lasse. Es geht alles auf eine Geschichte über einen jungen Mann zurück, den Sohn eines umherwandernden Pferdedresseurs, der von Stall zu Stall zog, von Pferderennbahn zu Pferderennbahn, von Farm zu Farm und von Ranch zu Ranch, um Pferde zu dressieren. So wurde die High-School-Ausbildung des Jungen ständig unterbrochen. In der Oberstufe wurde er gebeten, einen Aufsatz darüber zu schreiben, was er werden und tun wolle, wenn er älter wäre. Am selben Abend schrieb er einen sieben Seiten langen Aufsatz, die sein Ziel beschrieb, eines Tages eine Ranch zu besitzen. Er schrieb sehr ausführlich über seinen Traum und zeichnete sogar einen Plan einer zweihundert Morgen großen Pferderanch, der die Standorte der Gebäude, der Ställe und der Rennbahn zeigte."
Dann zeichnete er einen genauen Grundriss für ein vierhundert Quadratmeter großes Haus, das auf der Traumranch "Komm nach der Stunde zu mir."
Der Junge mit dem Traum ging nach der Stunde zu dem Lehrer und fragte ihn: "Warum habe ich ein F bekommen?"
Der Lehrer sagte: "Dies ist ein unrealistischer Traum für einen Jungen wie dich. Du hast kein Geld. Du stammst aus einer Wanderar- beiterfamilie. Du hast keine Rücklagen. Der Besitz und Unterhalt einer Ranch kostet viel Geld. Du musst das Land kaufen. Du musst den anfänglichen Zuchtstamm bezahlen, und später musst du hohe Zuchtgebühren bezahlen. Es ist unmöglich, dass du das jemals schaffen könntest." Dann fügte der Lehrer hinzu: "Wenn du diese Arbeit mit einem realistischeren Ziel neu beschreibst, werde ich die Note noch einmal überdenken."
Der Junge ging nach Hause und dachte lange und angestrengt darüber nach. Er fragte seinen Vater, was er tun solle. "Sieh mal, Sohn, du musst das selbst entscheiden. Ich glaube allerdings, es ist eine sehr wichtige Entscheidung für dich."
Nachdem er eine Woche lang überlegt hatte, überreichte der Junge dem Lehrer schließlich denselben Aufsatz, ohne "Sie können das F stehen lassen, und ich kann meinen Traum behalten."
Monty wandte sich dann an die versammelte Gruppe und sagte: "Ich erzähle euch diese Geschichte, weil ihr in meinem Vierhundertquadratmeterhaus mitten in meiner Zweihundertmorgenranch sitzen. Diesen Aufsatz habe ich immer noch gerahmt über meinem Kamin hängen."
Er fügte hinzu: "Der beste Teil der Geschichte ist, dass derselbe Lehrer im Sommer vor zwei Jahren dreißig Schulkinder auf meine Ranch brachte, um dort eine Woche lang zu zelten. Beim Abschied sagte mein ehemaliger Lehrer zu mir:
'Schau, Monty, ich sage dir jetzt etwas. Als ich dein Lehrer war, war ich so etwas wie ein Traumdieb. Damals habe ich vielen Kindern ihren Traum gestohlen. Glücklicherweise hattest du genug Grips, deinen Traum nicht aufzugeben.'"
Erlaube niemandem, deinen Traum stehlen. Folge deinem Herzen, was auch immer geschieht. |
Quelle: ► Jack Canfield (*1944) US-amerikanischer Motivationstrainer, Autor, Mark Victor Hansen (*1948) US-amerikanischer Motivationssprecher, Trainer, Autor, Hühnersuppe für die Seele. Geschichten, die das Herz erwärmen, Goldmann Verlag, 1993, Taschenbuchauflage 1. November 1996 |
Siehe auch: ► Vision und ► Effektive Nutzung von Emotionen – Pferdeweisheit und die Macht der Herde |
See also: ► Don't hand over your dream to the dream stealers |
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Ein Mann ging im Wald spazieren. Nach einer Weile sah er einen Holzfäller, der hastig und sehr angestrengt dabei war, einen auf dem Boden liegenden Baumstamm, zu zerteilen. Er stöhnte und schwitzte "Guten Tag. Ich sehe, dass Sie sich Ihre Arbeit ganz unnötig schwer machen. Ihre Säge ist ja richtig stumpf – warum schärfen Sie sie denn nicht?"
Der Holzfäller schaute nicht einmal hoch, sondern zischte nur durch die Zähne: "Keine Zeit! Ich muss sägen!"
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Quelle: ► Stephen Covey (1932-2012) US-amerikanischer Professor für Business Management, Unternehmensberater, Erfolgsautor, Die 7 Wege zur Effektivität. Prinzipien für persönlichen und beruflichen Erfolg, Gabal Verlag, Offenbach, Oktober 2005, 33. Auflage 2015 |
Ein Skorpion und ein Frosch begegnen sich am Ufer eines Flusses. Beide wollen das reißende Gewässer überqueren.
Der Skorpion ruft durch das Schilf
Sofort misstrauisch, antwortet der Frosch,
Bereits gewappnet auf die Absage des Frosches, wirft der schnellzüngige Skorpion ein:
Der Frosch überlegt kurz und stimmt dem Argument des Skorpions widerwillig zu:
Ohne weitere Verzögerung begibt sich der Froschtransport ins Wasser. Zuerst scheint alles in Ordnung zu sein. Kaum dass das ungleiche Gespann die Mitte des Flusses erreicht hat, spürt der Frosch einen stechenden Schmerz. Eine tödliche Taubheit breitet sich in seinen Gliedmaßen aus. Aus dem Augenwinkel sieht er noch, wie der Skorpion seinen Schwanzstachel aus seiner Haut zieht.
krächzt der sterbende Frosch.
Der Skorpion tänzelt noch ein wenig auf dem Rücken des ertrinkenden Frosches. Bereits in den letzten Atemzügen antwortet er beiläufig,
Damit versinken der Frosch und der Skorpion unter der trüben Wellen des rasch fließenden Stroms. Keiner von ihnen ward je wieder gesehen.
Hinweis: ► Blogartikel Eine Fabel von B. Brecht: "Der Skorpion", präsentiert von froschmaeusekrieg.blogspot.com, 27. Mai 2013 |
Referenz: de.Wikipedia-Eintrag ► Die Fabel vom Skorpion und der Frosch (entstanden in den fünfziger Jahren) |
Reference: en.Wikipedia entry ► Animal fable of The Scorpion and the Frog (~1950) |
See also: ► The scorpion and the frog |
Die Angst der Kerze
Es kam der Tag, da sagte das Zündholz zur Kerze: Ich hab den Auftrag, dich anzuzünden.
Oh nein,
erschrak die Kerze, nur das nicht. Wenn ich brenne, sind meine Tage gezählt. Niemand mehr wird meine Schönheit bewundern. Das Zündholz fragte: Willst du denn das ganze Leben lang kalt und hart bleiben, ohne zuvor gelebt zu haben? Aber brennen tut doch weh und zehrt an meinen Kräften, flüsterte die Kerze unsicher und voller Angst. Es ist wahr,
sagte das Zündholz, Und genau das ist das Geheimnis der Berufung. Du und ich sind be- rufen, Licht zu spenden. Was ich als Zündholz tun kann, ist wenig. Zünde ich dich jedoch nicht an, vergesse ich den Sinn meines Le- bens. Ich bin vorgesehen dafür, Feuer zu entfachen. Du bist eine Kerze und kannst leuchten und Wärme zu schenken. Alles was du an Wut, Schmerz, Leid und Kraft (hin)gibst, wird sich in Licht ver- wandeln. Du gehst nicht verloren, wenn du dich verzehrst. Andere werden dein Feuer weitertragen. Wenn du dich jedoch versagst, bleibst du leblos, bleibt dein Potenzial verborgen. Da spitzte die Kerze ihren Docht und bat mutig: BITTE ZÜNDE MICH AN.
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Quelle: ► Zeit zu leben |
Siehe auch: ► Einsamkeit |
Der amerikanische Präsident Abraham Lincoln, der zeitlebens mit seiner Depression zu kämpfen hatte, stellte sich während seiner Amtszeit dem Widerstreit von Dunkelheit und Licht – der sowohl in seinem Land als auch in seiner Psyche tobte. An einem besonderen Gebetstag hatte er die Soldaten im Norden gebeten, auch für die Truppen in den Südstaaten zu beten. Seine Kritiker, die der Meinung waren, Lincolns Empfehlung untergrabe die Moral der Streitkräfte, ermahnte er: "Es muss uns gelingen, menschlich zu bleiben, auch wenn wir uns im Krieg befinden."
Lincoln hatte einen seiner sehr seltenen Wutausbrüchen im "Soldiers Home", einem Landhäuschen auf einer Anhöhe, wo er über Emanzipationsproklamationen und weitere anstehende Regierungsgeschäfte nachdachte. "Warum behelligst du mich damit? Wende dich an einen Angestellten im Weißen Haus. Der soll sich darum kümmern!"
In der folgenden Nacht fand Lincoln die ganze Nacht lang keinen Schlaf. Er richtete sich im Bett auf und erkannte seinen Fehler. Am nächsten Morgen forschte er selbst nach, um die Adresse des Hotels zu ermitteln, in dem der Offizier untergebracht war. Er ließ sich unverzüglich zu dem Hotel bringen, klopfte an die Zimmertür seines Untergebenen und entschuldigte sich bei dem trauernden Mann. Daraufhin versprach er ihm: "Wir werden deine Frau finden!"
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See also: ► Stories and ► Anger |
Ein reicher Mann, der ob seiner Hartherzigkeit weithin bekannt und gefürchtet war, kam zu einem alten Weisen auf Besuch.
Mann, vielfach gespiegelt – Pixabay Der Weise hörte ihn ruhig an, erhob sich dann schweigend von seinem Sitz und führte den Reichen zum Fenster des Zimmers. "Was kannst Du durch dieses Fenster sehen?",
fragte der Weise.
"Ich sehe den Himmel, die Bäume und die Blumen, die Häuser und Straßen und alle Menschen, die sie beleben." Nach dieser Antwort des reichen Mannes nahm ihn der Weise sachte am Arm und führte ihn in das Zimmer zurück vor einen Spiegel, der an der Wand hing. "Was siehst du jetzt?",
fragte er ihn.
"Ich sehe im Spiegel nur mich selbst",
antwortete der Reiche.
"Und weißt Du auch, woher das kommt?",
fragte ihn der weise Alte und erklärte: "Beides ist Glas – das Fenster, wie auch der Spiegel. Doch hinter dem Glas des Spiegels ist Silber – und nur das Silber nimmt Dir den Blick auf die Welt: auf Himmel, Bäume, Blumen und Menschen – auf Deinen Nächsten. Deine Sorge um Dein Silber, um Deinen Besitz bewirkt es, dass Du nichts anderes siehst, als Dich selbst!"
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Eine Gruppe von Mönchen lebte mit ihrem Meister in einem tibetischen Kloster. Sie führten ein diszipliniertes und engagiertes Leben in einer klösterlichen Umgebung, in der sie harmonisch und friedlich zusammenlebten. Die Menschen aus Dörfern in der nahen und fernen Umgebung besuchten gern das Kloster, um sich in der Wärme dieser liebevollen spirituellen Ausstrah-
Eines Tages verließ der Meister seine irdische Gestalt. Anfangs behielten die Mönche ihren gewohnten Tagesablauf bei, so wie sie es bisher getan hatten, doch nach einiger Zeit wurden die Disziplin und die Hingabe schwächer. Die Zahl der tägli-
Bald stritten die Mönche untereinander, einige zeigten mit dem Finger auf andere, andere fühlten sich von Schuldgefühlen geplagt.
Schließlich konnte der älteste Mönch die feindselige Stimmung innerhalb der Klostermauern nicht mehr ertragen. Als ihm zu Ohren kam, dass ein spiritueller Meister nur zwei Tagesreisen entfernt als Einsiedler lebte, machte sich der Mönch sogleich auf, ihm einen Besuch abzustatten. Als er den Meister in seiner Waldkapelle antraf, erzählte ihm der Mönch von dem missli-
Der Meister lächelte. "Es gibt einen unter euch, der die Verkörperung Gottes ist. Da die Menschen um ihn herum ihn nicht respektieren, wird er sich nicht offenbaren, und deshalb wird das Kloster zerrüttet bleiben." Nach dieser Erklärung schwieg der Meister und fügte nichts
Auf dem Heimweg zurück ins Kloster fragte sich der Abt, wer
"Vielleicht ist es Bruder Jaspar, der für uns alle kocht."
sagte der Mönch laut. Schon eine Sekunde später dachte er, "Nein, Bruder Jaspar kann es nicht sein. Er ist unor- dentlich und schlecht gelaunt, und das Essen, das er zubereitet, schmeckt nicht."
"Vielleicht ist unser Gärtner, Bruder Timor, der Richtige."
vermutete er als nächstes, um auch diesen Gedanken alsbald wieder zu verwerfen. "Natürlich ist er es nicht. Gott ist nicht so faul wie Bruder Timor. Bei Gott gäbe es kein vom Unkraut überwuchertes Salatbeet wie bei uns im Klostergarten."
Nachdem er jeden einzelnen seiner Brüder aufgrund dieser oder jener Unzulänglichkeit verworfen hatte, erkannte der ältere Mönch schließlich, dass er keinen mehr zur Auswahl hatte. Eingedenk dessen, was der Meister ihm gesagt hatte, war er beunruhigt. Einer seiner Mönchsbrüder musste doch der Gottmensch unter ihnen sein. Und schon hatte er einen neuen Einfall. "Es könnte doch sein, dass der Heilige sich entschieden hat, sich fehlerhaft zu verhalten, um sich zu tarnen. Gewiss, so könnte es sein. Es muss sogar so sein!"
Als er das Kloster erreichte, erzählte er seinen Brüdern unverzüglich, was der Einsiedler ihm enthüllt hatte. Und alle waren ebenso erstaunt wie er, dass der Göttliche unter ihnen weilte.
Da nun jeder wusste, dass nicht er selbst der Mensch gewordene Gott war, begannen alle Mönche, ihre Mitbrüder sorgfältig zu beobachten, um feststellen zu können, wer unter ihnen der Heilige war. Und doch konnte jeder nur die Fehler und Unvoll-
Nach vielen Diskussionsrunden beschlossen die Mönche schließlich einstimmig, sich von nun an zu bemühen, freundlich
Alle Mönche im Kloster waren so sehr darauf bedacht, den Gott im anderen zu sehen, dass sich ihre Herzen schon bald mit großer Liebe füreinander füllten und die vorherige Feindseligkeit von ihnen abfiel. Im Lauf der Zeit sahen sie Gott nicht nur in ihren Brüdern, sondern in jedem und allem, was ihnen begegnete. Sie verbrachten ihre Tage in freudiger Würdigung und erfreuten sich über Seine Heilige Gegenwart. Das Kloster strahlte diese Freude wie ein Leuchtfeuer aus. Kurz darauf kehrten auch die Dorfbewohner zurück. Wie zuvor strömten sie durch das Tor und wollten sich von der Liebe und Hingabe, die dort zugegen war, berühren lassen.
Einige Zeit später beschloss der Bruder Abt, den Einsiedler ein weiteres Mal aufzusuchen, um ihm dafür zu danken, dass
"Habt ihr herausgefunden, wer der Gottesmensch unter euch ist?"
fragte der Meister. "Ja, das haben wir",
erwiderte der ältere Mönch. "Wir haben erkannt, dass ER in uns allen wohnt."
Der Meister lächelte. |
Referenz: de.Wikipedia-Eintrag ► 36 Gerechte |
Referenz: ► Glossar Sechsunddreißig Gerechte, präsentiert von der deutschen Wochenzeitung Jüdische Allgemeine, Noemi Berger, 25. Januar 2016 |
Siehe auch: ► Respekt und ► Würde und ► Geheimnis und ► Hingabe und ► Freude |
See also: ► A tale on respect and dignity |
Eine Nomadenfamilie lebt mit ihrer Schafherde, Pferden und Kamelen in den Weiten der mongolischen Wüste Gobi. Verzweifelt versuchte ein neugeborenenes weißes Kamelkalb, von den Zitzen seiner Mutter zu trinken, doch die Tiermutter stieß ihr Junges rüde weg. Angesichts der Tragödie erinnerten sich die älteren Hirtennomaden an ein altes Heilungsritual, das sogenannte Hoos-Ritual. Sie beschlossen, einen geschulten Musiker aus der fernen Stadt holen zu lassen. Als der Geiger nach einer beschwerlichen Reise tatsächlich bei den Nomaden eintraf, spielte er vor der traumasierten Kamelstute und bewirkte ein Wunder. Mit den Klängen seines Instruments, einer Pferde- kopfgeige, versetzte er das Muttertier in einen Trancezustand. Sie vergoss dabei Tränen, und ihre Starre löste sich allmählich auf. Befreit von ihrem Kummer, nahm sie ihr Junges wieder an, dessen Überleben nun gesichert. |
Referenz: de.Wikipedia-Einträge ► Mongolisch/deutscher Dokumentarfilm Die Geschichte vom weinenden Kamel, 2003 |
Blogartikel: ► Die Geschichte vom weinenden Kamel, präsentiert von Maona.TV, Januar 2020 |
Trailer der wahren verfilmten Geschichte: ► Die Geschichte vom weinenden Kamel, 2:44 Minuten Dauer, eingestelt 10. Mai 2007 |
Reference: en.Wikipedia entry ► Mongolian / German documentary movie The Story of the Weeping Camel, 2003 |
Trailer of the true filmed story: ► The Story of the Weeping Camel: Song, YouTube film, 6:03 minutes duration, 4. January 2015 |
Ein Löwe wurde gefangen genommen und in ein riesiges Gelände verfrachtet, das von einem hohen Zaun umgeben war.
Schon bald hatte er sich mit dem Leben in der Gemeinschaft mit den anderen Löwen vertraut gemacht, die schon geraume Zeit in dem eingezäunten Gelände zugebracht hatten. Die übrigen Löwen hatten sich in verschiedene Lager aufgeteilt und gingen ihren jeweiligen Neigungen nach.
Jede der Gruppen versuchte, den Neuling unter Druck zu setzen, ihren Ansatz näher kennen zu lernen und sich ihnen anzuschließen.
Der Neuzugang hielt sich gegenüber diesen Bemühungen allerdings bedeckt. Seine soziale Zurückhaltung hing damit zusammen, dass er einen bestimmten Löwen beobachtete, der sich selbst als Gesellschaft genügte und den Eindruck erweckte, tief in Gedanken versunken zu sein.
Der Neuling, dem der einzelgängerische Löwe aufgefallen war, näherte sich ihm und bat ihn um eine Erklärung, weshalb
Halte dich nicht mit dem Gängigen auf. Diese närrischen Wesen hier unternehmen allerhand und doch unterlassen sie das Notwendige. Ich beschäftige mich mit dem Wesentlichen, um eines Tages frei zu sein. Wenn es dich interessiert, teile ich dir gern mit, was ich bisher entdeckt habe.
Was ist denn das Notwendige, das du tust?, fragte der Neue.
Lausche aufmerksam: ICH STUDIERE DAS WESEN DES ZAUNS.
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Quelle: ► Inspiriert durch die Geschichte von Vernon Howard (1918-1992) US-amerikanischer spiritueller Philosoph, Autor, There is a Way Out, New Life Foundation, Juli 2000 |
Siehe auch: ► Das Wesen des Zauns |
An jenem Tag zeigte der Gelbe Kaiser dem Dichter seinen Palast. Hinter sich ließen sie in weiter Flucht die ersten west- Kaiserlicher Sommerpalast in Peking, China Gegen Mitternacht erlaubte ihnen die Beobachtung der Gestirne und das fällige Opfer einer Schildkröte, sich dieser Region, die verhext zu sein schien, zu entwinden, nicht jedoch dem Gefühl, verirrt zu sein, das ihnen bis
Am Fuß des vorletzten Turms geschah es, dass der Dichter (der diesen Schaustücken, die allen so wunderbar erschienen, wie fremd gegenüberstand) die kurze Verskomposition vortrug, die wir heute unauflöslich mit seinem Namen verbinden,
Alle verstummten, aber Kaiser rief aus: "Du hast mir meinen Palast entrissen",
und das eiserne Schwert des Henkers zerschnitt den Lebensfaden des Dichters.
Andere berichteten die Geschichte auf andere Art. In der Welt kann es nicht zwei vollkommen gleiche Dinge geben; |
Quelle: ► Jorge Luis Borges (1899-1986) argentinischer Gesellschaftskritiker, Übersetzer, Dichter, Schriftsteller, Karl August Horst, Übersetzer, Borges und ich. Gedichte und Prosa, Hanser Verlag, München, 1963 |
Der Tod und der Angstverbreiter
Ein Student auf Wanderschaft kommt an ein Stadttor.
"Was hast du vor?"
Der Tod antwortet: "Ich komme, um hundert Leute zu holen."
Der Student verkündet auf dem Marktplatz: "An der Stadtmauer sitzt der Tod – er kommt, um hundert Leute zu holen. Schützt euch, rettet euch!"
Die Aufregung ist groß, Hamsterkäufe beginnen, die Leute verbarrikadieren sich.
Als der Student eine Woche später die Stadt verlässt, trift er wieder den Tod, der noch imer an der Stadtmauer sitze.
"Was hast du getan? Du wolltest 100 Leute holen – jetzt sind 5000 tot."
Der Tod antwortet: "Ich habe 100 Leute geholt – Alte, Kranke, Gebrechliche – so wie immer. Die übrigen sind an der Angst gestorben – und die hast DU in die Stadt gebracht!" |
Quelle: ► Eintrag Der Student und der Tod, präsentiert von dem Blogspot von ilseluise (*1957) deutsche Gemeindepfarrerin, Krankenhausseelsorgerin, 12. Mai 2020 |
Ein Mann sitzt bei Hochwasser in seinem Haus. Das Wasser steht bereits im Erdgeschoss. Der Mann betet zu Gott, auf dass er ihn retten möge. Kurz darauf kommt die Feuerwehr mit einem Rettungsboot und bittet ihn einzusteigen. Der Mann lehnt ab mit den Worten:
Hochwasser, 2013
Unbeirrt betet er weiter. Einige Stunden später kommt die Feuerwehr erneut zu seinem Haus. Das Wasser steht in- zwischen schon im ersten Stock. Wieder sagt der Mann: "Nein, nicht ihr, Gott wird mich retten!"
Er lässt sich nicht erweichen und betet unverzagt weiter. Wieder vergehen einige Stunden. Das Wasser steht nun schon im Dachgeschoss. Noch einmal versucht die Feuer- wehr, den Mann zu retten. Dieser bleibt bei seiner ablehnen- den Haltung und antwortet: "Nein, nicht ihr, Gott wird mich retten!"
Es kommt, wie es kommen muss. Der Mann ertrinkt im Hochwasser. Im Himmel angekommen, wendet sich der Mann vorwurfsvoll an Gott:
"Ich habe die ganze Zeit gebetet, dass du mich rettest. Aber du hast mich ertrinken lassen."
Gott antwortet mit ruhiger Stimme:
"Nein, mein Lieber, ich habe dich nicht im Stich gelassen. Ich habe dir dreimal die Feuerwehr vorbei- geschickt. Leider hast du meine Sendboten verschmäht." |
"Du hast einen schönen Beruf",
sagte das Kind zum alten Brückenbauer, "es muss sehr schwer sein, Brücken zu bauen."
"Wenn man es gelernt hat, ist es leicht",
sagte der alte Brückenbauer, "es ist leicht, Brücken aus Beton und Stahl zu bauen. Die anderen Brücken sind viel schwieriger",
sagte er, "die baue ich in meinen Träumen."
"Welche anderen Brücken?",
fragte das Kind. Der alte Brückenbauer sah das Kind nachdenklich an. Er wusste nicht, ob es verstehen würde. Dann sagte er: "Ich möchte eine Brücke bauen von der Gegenwart in die Zukunft, über Vergangenes hinweg. Ich möchte eine Brücke bauen von einem zum anderen Menschen, von der Dunkel- heit in das Licht, von der Traurigkeit zur Freude. Ich möchte eine Brücke bauen von der Zeit in die Ewigkeit, über alles Vergängliche hinweg." Das Kind hatte aufmerksam zugehört. Es hatte nicht alles ver- "Ich schenke dir meine Brücke."
Und das Kind malte für den Brückenbauer einen bunten Regenbogen. |
Quelle: ► Anne Steinwart (*1945) deutsche Schriftstellerin, Eine Spur aus dem Licht. Der Hoffnung vertrauen, PDF, Verlag am Eschbach, Verlagsgruppe Patmos, 1. Juni 2021 |
Eines Tages trafen sich eine Kohlmeise und eine Taube.
fragte die junge Kohlmeise die weit gereiste und sehr erfahrene Taube.
gab diese als Antwort.
sagte die Kohlmeise.
sagte die Kohlmeise.
Die Kohlmeise war damit am Ende ihrer Erzählung und flog davon.
Die Taube, die schon seit Noahs Zeiten Spezialistin in solchen Fragen war, dachte lange und sorgfältig über die Geschichte
der Kohlmeise nach und meinte schließlich:
Quelle: ► Kurt Kauter (1913-2002) deutscher Friedensaktivist, Autor, Also sprach der Marabu. Neue Fabeln, Greifenverlag, Rudolstadt, 1. Januar 1973 |
Es gibt eine alte Geschichte von einem König, der sich nach der Sitte der Zeit einen Hofnarren hielt. Diese Narren hatten das Recht, den Königen und Fürsten die Wahrheit zu sagen, auch wenn sie bitter war. War sie zu bitter, dann hieß es einfach: "Er ist halt ein Narr!"
Eines Tages schenkte der König dem Narren einen silbernen Narrenstab mit goldenen Glöckchen daran und sagte: "Du bist gewiss der größte Narr, den es gibt. Solltest du einmal einen treffen, der noch närrischer ist als du, dann gib ihm diesen Stab weiter."
Jahrelang trug der Narr diesen Stab – bis zu dem Tag, an dem er erfuhr: "Der König liegt im Sterben."
Da hüpfte er ins Krankenzimmer und sagte: "König, ich höre, du willst eine große Reise antreten."
"Ich will nicht, ich muss!",
erwiderte der König. "Oh, du musst? Gibt es also doch eine Macht, die noch über den Großen dieser Erde steht. Nun wohl! Aber du wirst sicher bald wieder zurückkommen?"
"Nein,"
ächzte der König, "von dem Land, in das ich reise, kehrt man nicht zurück."
"Nun, nun,"
meinte der Narr begütigend, "gewiss hast du diese Reise seit langem vorbereitet. Ich denke, du hast dafür gesorgt, dass du in dem Land, von dem man nicht zurückkommt, königlich aufgenommen wirst."
Der König schüttelte den Kopf. "Das habe ich versäumt. Ich hatte nie Zeit, diese Reise vorzubereiten."
"Oh, dann hast du sicher nicht gewusst, dass du diese Reise einmal antreten musst?"
"Gewusst habe ich es schon. Aber – wie gesagt – keine Zeit, mich um rechte Vorbereitungen zu kümmern."
Da legte der Narr leise seinen Stab auf das Bett des Königs und sagte: "Du hast mir befohlen, diesen Stab weiterzugeben an den, der noch närrischer ist als ich. König! Nimm den Stab! Du hast gewusst, dass du in die Ewigkeit musst und dass man von da nicht zurückkommt. Und doch hast du nicht Sorge getragen, dass dir die ewigen Wohnungen geöffnet werden. König! Du bist der größte Narr!"
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Quelle: ► Geschichte Der König und der Hofnarr, PDF, präsentiert von religruber.de, Unbekannt, undatiert |
Vier Kollegen namens JEDER, JEMAND, IRGENDJEMAND und NIEMAND
Unbekannter Autor |
Siehe auch: ► Kommunikation und ► Humor |
Ein Mann will ein Bild aufhängen. Den Nagel hat er, nicht aber den Hammer.
Der Nachbar hat einen. Also beschließt unser Mann, hinüberzugehen und ihn auszuborgen. Doch da kommt ihm ein Zweifel: "Was, wenn der Nachbar mir den Hammer nicht leihen will? Gestern schon grüßte er mich nur so flüchtig. Vielleicht war er in Eile. Aber vielleicht war die Eile nur vorge- schützt, und er hat etwas gegen mich. Und was? Ich habe ihm nichts angetan; der bildet sich da etwas ein. Wenn jemand von mir ein Werkzeug borgen wollte, ich gäbe es ihm sofort. Und warum er nicht? Wie kann man einem Mitmenschen einen so einfachen Gefallen abschlagen? Leute wie dieser Kerl vergiften einem das Leben. Und da bildet er sich noch ein, ich sei auf ihn angewiesen. Bloß weil er einen Hammer hat. Jetzt reicht's mir wirklich."' – Und so stürmt er hinüber, läutet. Der Nachbar öffnet, doch bevor er "Guten Tag" sagen kann, schreit ihn unser Mann an: "Behalten Sie sich Ihren Hammer, Sie Rüpel!" |
Quelle: ► Paul Watzlawick (1921-2007) österreichisch-US-amerikanischer Kommunikationswissen- schaftler, Psychotherapeut, Psychoanalytiker, Soziologe, Philosoph, Autor, S. 37-38, Anleitung zum Unglücklichsein, Piper Verlag, München, Erstausgabe 1983, 1988, 15. Auflage November 2009 |
Siehe auch: ► Zweifel und ► Irrtum |
Ein Schüler fragte den Meister:
Der Meister ging mit ihm zum Meer, schritt mit ihm hinein und tauchte ihn unter Wasser.
Nach kurzer Zeit ließ er ihn wieder los und fragte:
Der Schüler antwortete:
Da antwortete der Meister:
Weisheit aus China
Bekenntnis
Fakten befrieden den Verstand (vorläufig). Beseelte Geschichten nähren das Herz und die Seele. Sie heilen.
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UNFERTIG
nicht begreifen, indem er immer nur entweder-oder kennt. [...] Wer hat schließlich wen erlöst?
Wieder haben zwei Hälften zusammengearbeitet.
Die Seele spielt Schicksal, das Bewusstsein muss reagieren.
Der US-amerikanische Lehrer für kreatives und Drehbuchschreiben, Berater für Filmproduzenten, Drehbuchautor und Autor Robert McKee
(*1941) hat in seinem Standardwerk Story. Grundlagen des Drehbuchschreibens [1997], Alexander Verlag, 7. unveränderte Auflage, 2011 folgende entscheidenden Elemente einer guten Geschichte (Story, Plot) in knackigen Sätzen formuliert:
Die Geschichte verlangt Originalität, keine Abziehbilder.
Die Geschichte handelt von Archetypen, nicht von Stereotypen.
Die Geschichte dreht sich um zeitlose, universelle Erscheinungsformen, nicht um Formeln.
Die Geschichte gewinnt durch umfassende Gründlichkeit, nicht durch verkürzende Schludrigkeit.
Die Geschichte dreht sich um Einblicke in das echte Leben, nicht um ausgebuffte Schreibkunst.
Die Geschichte verlangt Meister der Schreibzunft, keine Mutmaßungen über die Film- und Literaturbranche.
Die Geschichte respektiert
das Publikum und hütet sich davor, es geringzuschätzen.
Geschichten verkörpern das kreative Umgestalten des Lebens an sich in eine kraftvollere, klarere und sinnstiftendere Erlebniswelt.
Geschichten sind die Währung des menschlichen Zusammenseins.
Geschichten offenbaren die Art und Weise, wie wir lernen
Geschichtenerzählen ist das wirkungsvollste Mittel, um Ideen in die heutige Welt zu bringen.
Nach 34 Jahren Recherche veröffentlichte der britische englische Journalist und Autor Christopher Booker (1937-2019) sein Buch The Seven Basic Plots. Why We Tell Stories
[Die sieben wesentlichen Handlungsschemen in erzählten Geschichten] im Jahr 2006.
Es ist inhaltlich angelehnt an Carl Gustav Jungs Archetypen-Lehre, die aufzeigt, welche sieben grundlegenden dem Leben dienlichen archetypischen Kennzeichen in Geschichten vorkommen.
Lebens- oder Heldenreise als Visionssuche –– Fall des Helden
Lebens- oder Heldenreise als Reise und Rückkehr –– Moralische Wiedergutmachung
Tragödie –– Rache
Komödie –– Immerwährende Liebe
Von Armut zu Reichtum –– "Barfuß oder Lackschuh"
Überwindung des Ungeheuers –– Widrige Umstände überstrahlen
Wiedergeburt –– Erlösung aus irrtümlicher Identität
Siehe Referenz (SpiritualWiki): ► Sieben Handlungsschemen in Geschichten
Gelungenes Storytelling spricht die Gefühle und das Unterbewusstsein der Empfänger, Zuschauer und Leser an.
Spannungsbogen von Geschichten
In seiner Schrift Poetik definiert Aristoteles den Handlungsverlauf der drei Arten von Geschichten
- der Tragödie,
- dem Epos und
- der Komödie
als poetische Nachahmung der Wirklichkeit mit den Elementen
❁ Vergnügen,
❁ Bildung und Erziehung,
❁ Läuterung, Reinigung und (Auf)Klärung,
❁ Glückseligkeit und Entspannung.
Nach Aristoteles baut sich eine Geschichte (überwiegend) in drei Akten auf:
Jede Geschichte weist drei Konstanten auf:
Das fünfteilige Handlungsschema einer Geschichte nach dem Dramatiker und Autor Gustav Freytag beinhaltet:
Weitere Komplikationen verhindern die zu schnelle Auflösung des Problems.
Wie bei Aristoteles wird hier der Konflikt auf die Spitze getrieben.
Nachwirkungen des Höhepunkts werden aufgedeckt.
(bspw. Heirat der Protagonisten, Ende gut - alles gut)
Es war einmal … (der Held)
Jeden Tag … (die gewohnte Umgebung)
Doch eines Tages … (plötzlich eintretendes dramatische Ereignis)
Daraufhin … (der Held stellt sich dem Konflikt)
Und dann … (die Heldenreise)
Bis zuguterletzt … (Auflösung / Lösung)
Was motiviert uns Menschen, anderen Geschichten zu erzählen (viral zu verbreiten)?
❁ Altruismus und Hilfsbereitschaft
❁ Selbstfindung und Reflexion
❁ Profilierung und Selbstdarstellung
❁ Kontaktaufbau und Kontaktpflege
Quelle: ► Beitrag Was gehört zu einer guten Geschichte?, präsentiert auf der kalifornischen Frage-und-Antwort Webseite Quora DE, Salon Schöne Kurzgeschichten, Elfriede Ammann, 21. September 2019 |
Links zu Geschichtensammlungen / Story collectionsExterne Weblinks
External web links (engl.)
Excerpted from: A Christmas Carol, Chapman & Hall, London, 19. December 1843
Audio- und VideolinksAudio and video links (engl.)
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Englisch Wiki
Hawkins
Englisch Hawkins
1 Ein Kellion ist ein kleines Kloster der orthodoxen Kirche. ⇑
2 Saladin (1137-1193) kurdischstämmiger erster Sultan von Ägypten, ab 1171 und Sultan von Syrien, ab 1174 ⇑